Brain Drain stoppen! Mit neuen Perspektiven für junge Talente Kärntens wirtschaftliche Zukunft sichern 02 2025 WK-VIZEPRÄSIDENTIN Nika Basic stark in neuer Doppelrolle AREA SÜD Neuer Wirtschaftsraum in Kärnten und Steiermark KORALMBAHN Wirt schaft licher BindungsfaktorGLAUB AN DICH Lebenswerter Standort Kärnten!? „Brain Drain“ beschreibt die Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen aus einer Region – meist auf der Suche nach besseren Ausbildungs-, Karriere- und Lebensperspektiven. Dies betrifft insbesondere ländliche Räume, die mit begrenzten Jobchancen, niedrigem Lohnniveau und eingeschränkter Infrastruktur konfrontiert sind. – Zitat aus der Studie Kärnten hat seit Jahren mit der Abwanderung junger Talente zu kämpfen. Doch was kann man dagegen tun? Die Junge Wirtschaft Kärnten hat gemeinsam mit uniforce consulting eine große Studie zur Standortzufriedenheit in Kärnten durchgeführt und konkrete Maßnahmenpakete entwickelt – von leistbarem Wohnraum über moderne Bildungsangebote bis hin zu besseren Jobchancen –, um den „Brain Drain“ zu stoppen. Dazu im Porträt: Nika Basic, die erste Frau an der Spitze der Jungen Wirtschaft Kärnten und gleichzeitig Vizepräsidentin der Wirt- schaftskammer Kärnten, über ihre Ideen, wie sie Kärnten als attrak- tiven Wirtschafts- und Lebensraum für die nächste Generation gestalten möchte. Außerdem widmen wir uns einem oft unterschätzten, aber wichti- gen Zukunftsthema: der betrieblichen Pensionsvorsorge. Expertin Melisa Saldic von AON Austria zeigt, wie Unternehmer:innen heute schon clever vorsorgen – und damit auch Talente binden können. Und wir sprechen mit Univ.-Prof. Mag. Dr. Ada Pellert, Rektorin der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, über Internationalität, Praxisnähe und die Studienangebote, die Kärnten als modernen Bildungsstandort zukunftsfit machen. Viel Spaß beim Lesen! Inhalt Coverstory: Studie zur Standortzufriedenheit Kärnten im Zukunftscheck ///////////////////////4 Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Gute Leute, mehr Optionen ////////////////////////6 Wohnen und Freizeit. Daheim statt davon /////////////////////////////////8 Bildung und Qualifizierung. Brücke in die Zukunft /////////////////////////////10 Mobilität und Infrastruktur. Mobil nah und fern //////////////////////////////// 12 AREA SÜD Der Süden rückt zusammen //////////////////////14 Kärnten als Talentemagnet Rektorin Ada Pellert im Gespräch ///////////////15 Betriebliche Pensionsvorsorge Wettbewerbsvorteil Firmenpension ////////////16 Nika Basic Doppelte Power für die Junge Wirtschaft //////18 Die Junge Wirtschaft Kärnten ist dort, wo du bist. Vernetzt, informativ und inspirierend. Damit du keine News, Events oder Erfolgsstorys verpasst, laden wir dich ein, Teil unserer Community zu werden! linkedin.com/company/junge-wirtschaft-kärnten-jw instagram.com/jungewirtschaftkaernten facebook.com/jungewirtschaftkaernten Newsletter: alle wichtigen Infos, Termine und Chancen für deinen Erfolg – kompakt und übersichtlich Anmeldung unter www.jungewirtschaft.at > Jetzt Mitglied werden! JUNGE WIRTSCHAFT KÄRNTEN IMMER UP TO DATE: FOLGE UNS AUF UNSEREN KANÄLEN! 3 ERFOLGSFORMAT 02/2025Wie zufrieden sind junge Menschen mit ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld in Kärnten? Was brauchen sie, damit sie bleiben oder zurückkehren? Wie kann Kärnten als Wirtschafts- und Lebensraum attraktiver werden? Und was hat die Koralmbahn damit zu tun? Kärnten im Zukunfts- CHECK Wirtschaft & Arbeitsmarkt: zu wenig Perspektive Zu wenige attraktive Jobs, schwaches Gehaltsniveau, geringe Branchenvielfalt: Junge Talente sehen ihre Zukunft oft außerhalb Kärntens. Gefordert sind neue Betriebe, mehr Gründungsförderung und innovative Arbeitsmodelle, damit Abwanderung gestoppt wird. → Seite 6 Highlights der Studie Antworten auf diese Fragen liefert eine umfangreiche Studie der Jungen Wirtschaft Kärnten. Die Ergebnisse zeigen Stärken und Schwächen des Standorts schonungs- los auf und verdichten sich in vier zentralen Handlungsfeldern: Wohnraum & Lebensumfeld: zu teuer und unattraktiv Mehr als die Hälfte der Befragten ist mit dem Wohnraum unzufrieden. Hohe Mieten und fehlende Angebote schre- cken ab. Gefordert sind leistbarer Wohnbau, Rückkehrboni und Freizeit- sowie Kulturangebote, die Kärnten zum attraktiven Lebensmittelpunkt machen. → Seite 8 JW-STUDIE ZUR STANDORTZUFRIEDENHEIT 12 4 ERFOLGSFORMAT 02/2025Bildung & Qualifizierung: nicht zeitgemäß genug Junge Menschen wünschen sich praxisnahe Studien, internationale Sichtbarkeit und moderne Weiterbildungs- angebote. Gefordert sind duale Modelle, „Study in Carin- thia“ und regionale Skills-Zentren, damit Talente im Land gehalten und neue Fachkräfte gewonnen werden. → Seite 10 Mobilität & Infrastruktur: nicht ganzheitlich gedacht Die Koralmbahn begeistert; doch ohne funktionierende Zubringer, moderne Bahnhöfe und leistbare Tickets ver- pufft ihr Potenzial. Junge Menschen fordern ein ganz- heitliches Mobilitätsnetz mit regionalen Anbindungen, multimodalen Hubs und günstigen Preisen. → Seite 12 „ Junge Menschen wollen bleiben, wenn die Bedingungen stimmen.“ F ür die Junge Wirtschaft ist klar: Kärnten steht vor großen Herausforderungen. Abwanderung, Fach- kräftemangel und ein oftmals schlechtes Image machen es der Region schwer, junge Talente zu halten. Das gefährdet langfristig die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Region. Die Gründe sind häufig fehlende berufliche Perspektiven, unzureichende Infrastruktur und mangelnde Freizeit- und Lebensangebote. Gleichzeitig bieten Projekte wie die Kor alm bahn oder neue Gründungstrends aber auch große Chancen. Damit diese genutzt werden können, braucht es ein klares Verständnis davon, was junge Menschen wirklich bewegt. Um ein Bild davon zu bekommen, wie junge Unterneh- mer:innen, Fachkräfte und Gründer:innen die Standortbe- dingungen in Kärnten aktuell wahrnehmen, hat die Junge Wirtschaft Kärnten gemeinsam mit uniforce consulting eine umfassende Standortstudie durchgeführt. Darauf aufbauend wurden konkrete Handlungsempfehlungen für Wirtschaft und Politik zur Verbesserung der Rahmenbedin- gungen für junge Talente in Kärnten entwickelt. Über 200 junge Menschen aus ganz Kärnten wurden mittels Fragebogen befragt, ergänzt durch Tiefeninterviews mit Unternehmer:innen und Fachkräften. So ent- stand nicht nur ein Zahlenwerk, sondern auch ein vielschichtiges Stimmungsbild: von den Erwartungen an Arbeitgeber:innen über die Einschätzung der Standortqualität bis hin zu den Wünschen an Wohnraum, Mobilität und Ausbildung. VIER HANDLUNGSFELDER FÜR DIE ZUKUNFT Die Ergebnisse sind deutlich: Viele junge Menschen sehen Kärnten kritisch, wenn es um Gehaltsniveau, Wohnraum oder Mobilität geht. Gleichzeitig zeigen sie klare Vorstellun- gen, was besser laufen muss. Daraus wurden vier zentrale Handlungsfelder abgeleitet: • Wirtschaft & Arbeitsmarkt: zielgerichtete Unterneh- mensansiedlung, Innovationsförderung, attraktive Jobs, mehr Gründungsoptionen • Wohnraum & Lebensumfeld: leistbares Wohnen, Rück- kehrinitiativen und ein vielfältiges Freizeit- und Kulturan- gebot • Bildung & Qualifizierung: moderne, praxisnahe Studien- angebote, regionale Weiterbildungszentren und internati- onale Sichtbarkeit • Mobilität & Infrastruktur: Ausbau von Zubringersyste- men und Letzte-Meile-Mobilität rund um die Koralmbahn statt Prestige ohne Wirkung Für jedes Handlungsfeld wurden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen – von Gründerzentren über Rückkehrboni bis zu dualen Studienprogrammen. Die Studie liefert damit einen praxisnahen Fahrplan, wie Kärnten für die nächste Generation fit gemacht werden kann. EIN WECKRUF FÜR DEN STANDORT KÄRNTEN Eines zeigt die Studie jedenfalls klar: Junge Menschen wollen bleiben, wenn die Bedin- gungen stimmen. Attraktive Jobs, leistbarer Wohnraum, spannende Bildungsangebote und smarte Mobilität sind die vier Hebel, Kärnten zukunftsfit zu machen. Und genau hier setzt die Junge Wirtschaft Kärnten mit ihren konkreten Forderungen und Maßnah- men an. (SZ) ■ Studienrahmen Die Umfrage wurde mit 206 Umfrageteilnehmer:innen, davon 80 % geborene Kärntner:innen, über mehrere Alters- und Berufsgruppen hinweg durchgeführt. Durchführungszeitraum: Februar bis Mai 2025 Datenerhebung: Fragebogen und Tiefeninterviews Die Studie zum Nachlesen Die vollständige Studie findet ihr als PDF unter tinyurl.com/ standort-kaernten 34 Fotos: depositphotos/HayDmitriy , depositphotos/pressmaster, depositphotos/Krakenimages.com, depositphotos/Serdynska, shutterstock/sirtravelalot 5 ERFOLGSFORMAT 02/2025Vier Hebel für Wirtschaft & Arbeitsmarkt • Ansiedlung: neue Betriebe in Zukunftsbranchen holen • Gründung: Zentren und Mikro- kredite für junge Unternehmer:- innenr • Innovation: Living Labs für Holz, Metall, Tourismus und Co • Arbeitgeberqualität: Zertifikat „Junge Leitbetriebe“ als Aus- zeichnung und Signal WIRTSCHAFT UND ARBEITSMARKT 1 Gute Leute, mehr Optionen Mit der Koralmbahn rückt Graz näher, auch für junge Talente. Kärnten muss jetzt auf Innovation, Gründungen und Jobqualität setzen. Dann kann der schnelle Zug zum echten Standortvorteil werden. K ärnten hat Talente. Junge Menschen mit guter Ausbildung, Fachkräfte mit Ideen, Gründer:in- nen mit Mut. Doch viele von ihnen stehen vor derselben Frage: Bleiben beziehungsweise zurückkeh- ren oder doch lieber gehen? Die von der Jungen Wirt- schaft Kärnten beauftragte Studie zeigt: Für viele ist das Gehaltsniveau zu niedrig, die Branchenvielfalt zu gering und die Perspektive auf attraktive Jobs zu schwach. Wer mehr will, zieht oft nach Graz, Wien oder ins Ausland. Das ist ein Alarmzeichen. Denn ohne gute Jobs und faire Bedingungen, droht die Region weiter junge Menschen zu verlieren, mit langfristigen Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Standort- attraktivität. Das Arbeits- und Berufsleben – sowohl in Anstellung als auch in Selbstständigkeit – sieht heute anders aus als vor einigen Jahren. Kärntens Unternehmen müssen sich an diese Erwartungen anpassen. VIEL LUFT NACH OBEN Die uniforce-Befragung macht deutlich: Die große Mehr- heit der jungen Menschen ist mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Kärnten unzufrieden. Beson- ders kritisch wird das Gehaltsniveau gesehen, und meist „nicht konkurrenzfähig“ im Vergleich zu anderen Bun- desländern. Auch die Branchenvielfalt ist ein Problem. Viele Befragte gaben an, dass sie nur wenige attraktive Arbeitgeber:innen im Land sehen. Wer nicht bei einem der großen Leitbetriebe wie Infineon arbeitet oder selbst gründet, landet schnell in fachfremden Jobs. „Für mich gibt es genau drei Möglichkeiten: Halbleiter bei Infineon, selber gründen oder in einem fachfremden Beruf arbeiten.“ Dieses Zitat eines Studienteilnehmers bringt die Lage auf den Punkt. Zu wenige Alternativen bedeuten zu wenig Attraktivität – und am Ende zu viel Abwanderung. Hinzu kommen die Erwartungen an Arbeitgeber:innen, auch hier vor allem von den Jungen. Die Ansprüche der nächsten Generation an ein modernes Arbeits- und Berufsleben werden von den heimischen Betrieben meist nicht erfüllt. Auch ein Grund, warum junge Fachkräfte den Blick über die Landesgrenzen hinaus richten. MASSNAHMEN FÜR EINEN ZUKUNFTSFITTEN ARBEITSMARKT Basierend auf den Studienergebnissen schnürte die Junge Wirtschaft Kärnten auch für den Bereich Wirt- schaft und Arbeitsmarkt ein konkretes Maßnahmenpa- ket. Es bündelt vier zentrale Hebel, die den Standort attraktiver und zukunftssicher machen sollen. Beim Blick über den Tellerrand stieß man auf Modellbeispiele, die anderswo bereits bestens funktionieren. In Deutschland zum Beispiel, mit Projekten wie der Gründungswerkstatt Fotos: depositphotos/AllaSerebrina, Christian Gössler/JW. Grafik: designation. 6 ERFOLGSFORMAT 02/2025„ Für mich gibt es genau drei Möglichkeiten: Halbleiter bei Infineon, selber gründen oder in einem fachfremden Beruf arbeiten.“ Studienteilnehmer Kärnten fit für die Zukunft machen! „Als Jungunternehmer in der Fleisch verarbeitenden Industrie sehe ich in der Koralmbahn eine echte Chan- ce – aber nur, wenn Kärnten jetzt die richtigen Schritte setzt. Entscheidend sind bessere Rahmenbedingungen für Betriebe: schnellere Genehmigungen, einfacher Zugang zu Förderungen und eine klare Strategie zur Standort- entwicklung. Politik, Institutionen und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen – mit abgestimmten Zielen, klaren Zuständigkeiten und echter Unterstützung statt Einzelaktionen. Wir Unternehmerinnen und Unterneh- mer leisten unseren Beitrag, indem wir investieren, Innovationen voran- treiben und neue Märkte erschließen. Wenn es gelingt, Kärnten als attrakti- ven Wirtschaftsstandort zu positionie- ren, ziehen wir nicht nur neue Talente und Fachkräfte an, sondern sichern auch Wachstum und Wertschöpfung im Land. Jetzt ist der Moment, Kärnten fit für die Zukunft zu machen.“ „ Entscheidend sind bessere Rahmen bedin gun gen: schnellere Genehmigungen, ein fachere Förderungen und eine klare Standortstrategie.“ Christoph Frierss, Geschäftsführer Rudolf Frierss & Söhne und Landesvorsitzender-Stv. der JW Kärnten oder den Zukunftszentren. Die JW-Vorschläge beinhalten folgende vier Punkte: • Ansiedlungsoffensive „Kärnten Invest“: Gezielte Stand- ortwerbung, ein „One-Stop-Shop“ für Investor:innen und klare Flächenstrategien sollen neue Betriebe ins Land holen, vor allem in Zukunftsbranchen wie Green Tech, IT oder Lifesciences. Ein gelungenes, bereits bestehen- des Beispiel ist die Plattform „Invest in Klagenfurt“ (www.investinklagenfurt.at). Was Fachkräfte von außen betrifft, zeigt bereits jetzt etwa das Carinthian International Center (CIC), wie internationale Fachkräfte beim Ankom- men unterstützt werden können. • Gründerzentren und Mikrokredite: Gründen muss zur echten Option werden. Dafür braucht es Gründerzentren mit Co-Working-Spaces, Mentoring und unkomplizierten Mikrokrediten. Wer eine Idee hat, soll ohne große Hürden starten können, auch ohne Eigenkapital oder starke Netz- werke. • Innovationslabore für traditionelle Branchen: Auch Holz, Metall oder Tourismus haben Zukunft, wenn sie innovativ bleiben. Branchenspezifische „Living Labs“ sollen Betriebe, Forschung und Start-ups zusammenbringen mit dem Ziel, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und die Wertschöpfung in der Region zu halten. • Zertifikat „Junge Leitbetriebe“: Unternehmen, die auf die Bedürfnisse junger Generationen eingehen, sollen sichtbarer für junge Talente werden. Ein Zertifikat „Junge Leitbetriebe“ soll Betriebe auszeichnen, die moderne Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und Diversität leben. SCHULTERSCHLUSS IST NOTWENDIG Um all dies umzusetzen, müssen die wichtigen Player an einem Strang ziehen. Vom Land Kärnten braucht es die Impulse, von der BABEG die Begleitung von Investoren, Wirtschaftskammer und AMS müssen Matching und Weiterbildung übernehmen. Hochschulen und Cluster sind gefordert, Brücken zur Innovation zu schlagen. Und auch die Betriebe müssen bereit sein, neue Wege zu gehen. DEN BRAIN DRAIN STOPPEN Kärnten darf kein Entweder-oder-Standort bleiben, an dem sich Perspektiven auf wenige Optionen beschränken. Ziel muss ein Sowohl-als-auch sein: starke Leitbetriebe und mutige Gründer:innen, traditionelle Branchen und neue Technologien, attraktive Gehälter und flexible Arbeitsmodel- le. Wenn dieses Land gute Jobs und faire Chancen bietet, werden nicht nur die besten Köpfe bleiben. Es könnten auch neue dazukommen. (WJ) ■ FORDERUNG DER JW KÄRNTEN Die meisten Befragten der uniforce-Studie zeigen sich unzufrieden mit den wirt- schaftlichen Rahmenbedin- gungen in Kärnten. Im Vergleich zu anderen Standortfaktoren fällt dieses Ergebnis besonders negativ auf. Das Gehaltsniveau wird im Bundesländervergleich sehr kritisch gesehen, genauso werden Arbeitsmarkt und Bran- chenvielfalt durch die Bank schwach bewertet. Vielen jun- gen Menschen fehlt es damit an beruflichen Perspektiven und an attraktiven Optionen. sehr gutgutschlechtsehr schlecht Arbeitsmarkt & Jobmöglichkeiten Branchenvielfalt Gehaltsniveau Innovations- förderung Selbstständigkeit & Gründung Zufriedenheit mit Wirtschasfaktoren 7 ERFOLGSFORMAT 02/2025WOHNEN UND FREIZEIT 2 Daheim statt davon Leistbares Wohnen ist einer der größten Knackpunkte für junge Menschen in Kärnten. Und natürlich will man nicht nur wohnen, sondern auch leben können – mit Freizeit, Kultur, Sport und Begegnungsorten, die Lust auf Kärnten machen. I n Kärnten is ja nix los! – So oder ähnlich lautet der Tenor vieler junger Menschen in Kärnten, die sich nach Schulabschluss oder Studium eine Zukunft in ihrer Heimat aufbauen möchten. Doch mangelnde Wohnmöglichkeiten, hohe Mietpreise und begrenzte Freizeitangebote treiben viele in die Ferne. Seit Jahren verliert Kärnten gut ausgebildete junge Leute an andere Bundesländer. Laut der aktuellen Studie der Jungen Wirtschaft Kärnten in Zusammenarbeit mit uniforce consulting droht bis 2050 ein Rückgang der Anzahl der 15- bis 29-Jährigen um weitere 12 Prozent. Zeit also, gegenzusteuern. DER WICHTIGSTE SCHRITT: LEISTBARES WOHNEN Wohnungen sind knapp und die Preise hoch – Eigentum bleibt für viele ein ferner Traum. „Leistbares Wohnen darf kein Luxus sein – es ist die Basis dafür, dass junge Menschen in Kärnten bleiben oder wieder zurückkom- men“, sagt Nika Basic, Vizepräsidentin der WK Kärnten und Landesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Kärnten. Gefordert wird ein Wohnbaupro- gramm mit mehr Angebot in Städten, schnelleren Verfahren und echten Eigentums- perspektiven. Ein Blick nach Wien: das Projekt „Startplatz“ vom Fonds Soziales Wien ermöglicht Menschen, die am Beginn einer Ausbildung oder vor einem beruflichen Neustart stehen und deren Nettoeinkom- men nicht über 2.500 Euro be- trägt, einen leistbaren Start in den neuen Lebensabschnitt. In insgesamt drei Bezirken stehen Junge Menschen unzufrieden mit Freizeitangebot An dritter Stelle der Wünsche jun- ger Menschen – gleich nach besse- rer Infrastruktur und attraktiveren Jobchancen – steht ein lebendige- res Kultur- und Freizeitangebot. Die Junge Wirtschaft Kärnten will darauf reagieren: mit mehr Freizeitmöglichkeiten, frischen Kulturprojekten und offenen Ange- boten, die wirklich jede:n erreichen und damit Begegnung, Vielfalt und Zusammenhalt stärken. möblierte Wohnungen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Eine Garçonnière kostet rund 640 Euro all inclusive. Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie Sport- und Freizeitangebote sind vorhanden. „BABY, COME BACK!“ – ANREIZE FÜR RÜCKKEHRER:INNEN Die Junge Wirtschaft Kärnten schlägt einen Rückkehrbonus von 5.000 Euro für qualifizierte Heimkehrer:innen vor – der Fokus liegt auf einer bildungs nahen, mobilen Zielgruppe. Dazu „Welcome- Centers“, die bei der Suche nach Wohnungen, Jobs und und Bildungsangeboten helfen. Zudem würden sie zur Community-Bildung beitragen und beim Vernetzen mit lokalen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Gleichgesinnten helfen. Events und Buddy-Programme sollen Hürden abbauen. „Wir müssen Kärnten als attraktiven Standort positionieren, um Hemmschwel- len abzubauen und die Entscheidung zur Rückkehr zu erleichtern“, so Basic. sehr gutgutschlechtsehr schlecht Digitale Infrastruktur Freizeit & Kultur Arbeitsmarkt & Jobmöglichkeiten Bewertung der Standortfaktoren nach Alter (Auswahl) < 21 21–30 < 21 21–30 < 21 21–30 Fotos:Nina Friedl/Hafenzwitschern, Christian Gössler/JW. Grafik: designation. 8 ERFOLGSFORMAT 02/2025„ Junge Menschen brauchen einen Ort, an dem sie leben, sich entfalten und Gemeinschaft erleben können. Das schafft ein gutes Lebensgefühl und eine emotionale Bindung an den Standort.“ Nika Basic Junge Menschen ansprechen! „Der Start ins Berufsleben oder ins Stu- dium sollte keine Frage des Geldes sein. Deshalb wollen wir gezielt Anreize setzen, damit junge Menschen in Kärnten bleiben oder hierher zurückkehren. Mit unserem „Kärnten Calling“-Paket funktioniert das so: • 5.000 Euro Rückkehrbonus für alle quali- fizierten jungen Rückkehrer:innen • „Welcome-Centers“ mit Beratung und Matching für Job, Wohnen und Bildung • Eine Community mit Events, Buddy-Sys- tem und Online-Portal für Ankommende • Eine Kampagne, die Kärnten als coolen Lebens- und Arbeitsort zeigt Dazu fördern wir Freizeitmöglichkeiten (Investitionen in Sporteinrichtungen, Jugendzentren und Outdoor-Aktivitäten, sowohl in urbanen als auch in ländlichen Regionen), Kulturprojekte (Festivals, Konzerte und Kunstausstellungen) und niederschwellige Angebote (kostenlose oder kostengünstige Veranstaltungen, die allen jungen Menschen offenstehen und die soziale Integration fördern).“ „ Mit den richtigen Maßnahmen können wir nicht nur die Ab- wanderung stoppen, sondern sogar einen ‚Brain Gain‘ erzielen.“ Nika Basic, Geschäftsführerin UNIKAT GmbH und Landesvorsitzende der JW Kärnten MEHR FREIZEIT UND KULTUR FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT „Nur wohnen reicht nicht. Wer hier bleibt oder zurückkommt, will auch leben können – mit Freizeit, Kultur, Sport und Begegnungsorten, die Lust auf Kärnten machen“, betont Basic. „Junge Menschen brauchen einen Ort, an dem sie leben, sich entfalten und Gemeinschaft erleben können. Wenn das gegeben ist, schafft das eine emotionale Bindung an eine Region – und genau das hält sie langfristig.“ Fehlen solche Angebote, verstärkt das die Abwanderung. Gefordert wird daher ein Ausbau von Freizeit- und Sport- möglichkeiten, die Förderung von Kulturprojekten und die Einrichtung niederschwelliger Angebote, die allen jungen Menschen offenstehen und die soziale Integration fördern. JUNGE LEBENSFREUDE – VON PISTEN BIS POP-UP-KULTUR Die „Junior XPLORE CARD“ im Land Salzburg zeigt, wie’s gehen kann: Jugendliche unter 19 Jahren fahren in drei Skiregionen jeden Samstag um nur 15 Euro Ski oder Snow- board. Solche Initiativen steigern die Lebensqualität und fördern die Bindung an den Standort. Graz wiederum zeigt, wie kreative Quartiere und kluge Zwischennutzungen Leben in die Stadt bringen: Leer stehende Geschäftslokale werden temporär zu Ateliers, Pop-up-Venues oder Co-Working-Laboren – das kurbelt Kulturprojekte an, schafft niedrigschwellige Treffpunkte und macht die Stadt für junge Menschen attraktiv. So bieten Orte wie das „Forum Stadtpark“ Raum für künst- lerische Produktion und Experimente, der „Designmonat“ und ähnliche Initiativen bespielen die Stadt mit Festivals, und Diskurse über „Leerstand als Chance“ zeigen, wie Zwischennutzung Innenstädte belebt und lokale Commu- nitys stärkt. Eine wirksame Ergänzung zum Wohn- und Rückkehrpaket, die Freizeitangebote sofort erweitert und urbanes Leben spürbar macht. KÄRNTEN ALS MAGNET FÜR JUNGE MENSCHEN „Kärnten hat das Potenzial, ein Magnet für junge Men- schen zu sein“, sagt Nika Basic. „Wir haben hier alles, was das Leben lebenswert macht: wunderschöne Seen, Berge, Kultur – und das Gefühl, daheim zu sein, wo andere Urlaub machen. Mit leistbarem Wohnen, attraktiven Angeboten und gezielten Rückkehrinitiativen können wir nicht nur Abwanderung stoppen, sondern sogar einen ‚Brain Gain‘ erzielen und Kärnten als lebens- und liebenswerten Standort für junge Menschen gestalten.“ (MD) ■ FORDERUNG DER JW KÄRNTEN Trendige Veranstaltungen für junge Menschen wie das Hafenzwitschern in Klagenfurts Lendhafen schaffen Attraktivität auch abseits vom Studien- und Arbeitsangebot. 9 ERFOLGSFORMAT 02/2025Next >